2023 ist zweifellos ein Jahr der Klimarekorde. Die Temperaturen der Meere und der Luft stellten neue Höchstwerte auf, die Ausdehnung des antarktischen Meereises fiel auf einen neuen Tiefstand. Am 3. Juli überschritt die globale Durchschnittstemperatur erstmals in der Geschichte die 17-Grad-Schwelle. Im Mittelmeer wurde Ende Juli eine durchschnittliche Rekordtemperatur an der Wasseroberfläche von 28,71 Grad gemessen, an der Südküste Floridas sogar Temperatur von 38,3 Grad. Das entspricht ziemlich genau der durchschnittlichen Wassertemperatur in einer Badewanne.
Eine Billionen-Dollar-Zeitbombe?
Nun warnte Jim Skea, der neue Chef des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) der Vereinten Nationen, am Dienstag vor drastischen Konsequenzen. Politische Entscheidungsträger liefen Gefahr, eine Zeitbombe im Wert von mehreren Billionen Dollar zu übersehen, sofern sie Pläne zur Produktion fossiler Brennstoffe vorantreiben. Und er prognostiziert Politikern, dass die Kosten für deren Untätigkeit „jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr“ steigen werden. Kurz nach seiner Wahl betonte Skea, dass eine Flut globaler Hitzerekorde die dringende Notwendigkeit unterstreiche, die Treibhausgasemissionen so schnell und so stark wie möglich zu senken.
Tempo der Klimaveränderungen überrascht
„Ehrlich gesagt sind wir in einer schlimmen Lage“, sagte der Professor für nachhaltige Energie am Imperial College London per Videokonferenz gegenüber der Nachrichtenagentur CNBC. „Wir haben Prognosen über die Auswirkungen des Klimawandels erstellt und es war immer ein zukunftsorientierter Ansatz. „Wir haben es vorhergesagt, aber ich denke, dass es wahrscheinlich schneller geschieht. Es überrascht allein die Geschwindigkeit, in der sich die Veränderungen vollziehen.“
Dieser Schock war in den letzten Wochen bei Klimaforschern spürbar. Erst kürzlich wurde der Juli als heißester Monat weltweit seit Beginn von Wetteraufzeichnungen bestätigt. Große Teile Europas, Nordafrikas, des Nahen Ostens und Asiens leiden in diesem Sommer unter sengender Hitze, während südamerikanische Länder mitten im Winter von rekordverdächtigen Temperaturen heimgesucht werden.
Verbrauch fossiler Brennstoffe überlastet die Erde
Die Botschaft der weltweit führenden Klimawissenschaftler im April letzten Jahres lautete, dass eine erhebliche Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe notwendig sein wird, um die globale Erwärmung einzudämmen. Die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas ist der Haupttreiber der Krise. Das IPCC weist warnend darauf hin, dass der derzeitige Verbrauch fossiler Brennstoffe bereits über das hinausgeht, was die Erde verkraften kann und dass zusätzliche Projekte dazu bestimmt sind, noch größere Emissionen mit verheerenden Folgen zu verursachen.
Schockwellen für die Weltwirtschaft
Das UN-Klimagremium schätzte außerdem, dass Investoren im Bereich fossiler Brennstoffe Gefahr laufen könnten, zwischen einer Billion und vier Billionen US-Dollar zu verlieren, wenn die Regierungen Maßnahmen ergreifen, um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen. Diese sogenannte „Kohlenstoffblase“ gilt als großes Risiko für Anleger mit großen Investments in fossilen Brennstoffen. Sollte diese Blase platzen, wird davon ausgegangen, dass die Folgen Schockwellen in der Weltwirtschaft auslösen könnten.
Beträchtlicher Teil der fossilen Brennstoffe muss im Boden bleiben
Skea betont, dass das IPCC bereits zuvor erklärt habe, dass etwa 80 Prozent der Kohle-, 50 Prozent der Gas- und 30 Prozent der Ölreserven nicht verbrannt werden könnten, wenn die Erwärmung auf 2 Grad Celsius begrenzt werden solle – und, dass deutlich mehr Reserven unverbrannt bleiben müssten, wenn es zu einer Erwärmung käme, die auf 1,5 Grad Celsius begrenzt ist. Mit anderen Worten: Ein beträchtlicher Teil der fossilen Brennstoffe muss im Boden verbleiben.
Maximaler Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius
Das Pariser Abkommen von 2015 besagt, dass das langfristige Ziel darin besteht, sicherzustellen, dass die globale Erwärmung „deutlich unter“ 2 Grad Celsius bleibt, und „Anstrengungen zu unternehmen“, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das 1,5-Grad-Celsius-Ziel gilt als entscheidendes globales Ziel, da jenseits dieses Niveaus sogenannte Kipppunkte wahrscheinlicher werden. Dies sind Schwellenwerte, ab denen kleine Veränderungen zu dramatischen Veränderungen im gesamten Lebenserhaltungssystem der Erde führen können.
Weit weniger dramatisch sind heute bislang die Veränderungen bei den Heizölpreisen. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -0,40 bis -0,40 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als zur Wochenmitte.
Source: Futures-Services